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Es ist das 700. Invest des High-Tech Gründerfonds: Oculai ist ein Start-up, das durch seine innovative KI-Technologie die Baubranche revolutioniert. Vier der fünf größten Bauunternehmen in Deutschland arbeiten bereits mit dem Construction-Tech Start-up zusammen.

Oculai sammelt in einer Seed-Finanzierungsrunde Eigenkapital in Höhe von 2,5 Millionen Euro ein. Mit dem frischen Kapital möchte das Construction-Tech-Startup in die Weiterentwicklung der Technologie investieren und ihre Verbreitung auf Baustellen vorantreiben.

Die Finanzierungsrunde wird vom High-Tech Gründerfonds angeführt, der mit oculai sein 700. Investment in der Geschichte des Seed-Investors erfolgreich abschließt. Zudem beteiligen sich Bayern-Kapital als einer der erfahrensten High-Tech-Investoren des Landes mit Mitteln aus dem REACT-Teil des Bayern Kapital Innovationsfonds EFRE und der in Frankreich ansässige VC-Fonds Axeleo Capital über seinen Contech-Proptech-Fonds, der sich auf Startups in Europa konzentriert. Die Runde wird um das Accelerator-Programm Leonard und weitere namhafte Privatinvestoren ergänzt. Diese Investoren umfassen Arno Zinke, Ex-Gründer und Manager von Autodesk und Hexagon, Christoph Jentzsch, Ex-Gründer und CEO von Slock.it und corpus.ventures, und Tobias Ortmaier, Ex-Gründer und Managing Director von Yuanda Robotics, voraus robotik und avatera.

Pculai ist eine Digitalisierungs- und KI-Lösung für Bauunternehmen. So werden mit Hilfe von Kameras an hohen Positionen und bisher einzigartigen Deep-Learning-Modellen Bauprozesse automatisiert erfasst. Die Nutzer:innen erhalten dadurch Zugriff auf Funktionen wie einen automatisierten Soll-Ist-Terminplan, selbstschreibende Bautagesberichte oder Prozesskennzahlen. Mit oculai werden Bauvorhaben transparenter, produktiver und planbarer, während Arbeitsprozesse der Bauleitung automatisiert werden. Derzeit wird die Lösung überwiegend im Rohbau und auf ersten Infrastruktur-Projekten eingesetzt.

Interview mit oculai-Gründer Constantin Kauffmann und Dominik Lohle, Senior Investmentmanager beim HTGF

Constantin, herzlichen Glückwunsch zu eurer gelungenen Finanzierung. Was macht oculai?

Constantin Kauffmann: Mit unserer Technologie lassen sich der Fortschritt und die Arbeitsprozesse auf Baustellen voll automatisiert erfassen. Wir filmen die Baustelle, unsere KI und Computer-Vision-Modelle werten die Daten aus. So ermöglichen wir eine lückenlose und präzise Dokumentation des Bauablaufs.

Für was können diese Informationen genutzt werden?

Constantin Kauffmann: ­­Auf Baustellen gibt es nicht den Informationsrückfluss, wie bei Produktionssystemen anderer Industrien. Die Dokumentation des Bauablaufs ist aufgrund der vielen Störeinflüsse sehr wichtig, aber gleichzeitig extrem aufwändig. Das lösen wir zum Beispiel mit einem automatisierten Soll-Ist-Terminplan, oder dem selbstschreibenden Bautagesbericht. Außerdem können Bauunternehmen erstmals ihre Kernprozesse auf Baustellen erfassen und verbessern.

Was heißt das genau?

Constantin Kauffmann: Wir können zum Beispiel analysieren, wie viele Arbeitsstunden benötigt werden, um eine Tonne Stahl in einem Bauteil zu verarbeiten. Mit dieser Information, dem sogenannten Aufwandswert, können Baufirmen kalkulieren und Abläufe optimieren. Wir stellen ihnen diese Daten auf unserer eigenen Plattform zur Verfügung. Sie können dann ihre Benchmarks und den Aufwand genauer berechnen.

Dominik, was hat dich an oculai überzeugt? Neben der Technologie gehört dazu vermutlich, dass oculai bereits Kunden gewinnen konnte?

Dominik Lohle: Das war sehr wichtig. Ich finde es bemerkenswert, dass oculai bereits in dieser frühen Phase Kunden wie Zech oder Köster gewinnen konnte. Und auch in den Gesprächen und Umfeldanalysen wurde uns immer wieder gesagt, dass die Technologie das Potenzial hat, ein Gamechanger für die Branche zu sein. Das Feedback aus der Praxis war sehr positiv.

Nämlich?

Dominik Lohle: Viele Bauleiter:innen können mit Hilfe der oculai-Technik vom Büro aus sehen, wenn auf der Baustelle etwas nicht ganz rund läuft. Ich kenne die Geschichte einer jungen Bauleiterin, die mit Hilfe von oculai ein großes Bauprojekt allein bewältigen konnte. Ein Projekt, für das es normalerweise ein Team aus zwei bis drei erfahrenen Bauleiter:innen gebraucht hätte.

Wie steht es denn generell um die Digitalisierung der Baubranche?

Constantin Kauffmann: Sie hat in Sachen Digitalisierung mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Schließlich ist es eine sehr händische Arbeit, eine große Anstrengung mit immer wieder wechselnden Aufgaben und Challenges. Viele Tools im Projektmanagement funktionieren in einem Büro sehr gut, aber nicht auf eine Baustelle in einer rauen Umgebung. Deswegen laufen 80 Prozent der Poliere – also die, die den Baufortschritt überwachen – immer noch mit Stift und Zettel durch den Rohbau. Das können wir ändern.

Dominik Lohle: Wir erleben gerade einen Umbruch in der Baubranche: Der Markt ist verunsichert, die Boomphase der letzten Jahre scheint vorbei und die Stimmung eher gedämpft. Was in dieser Situation für viele Unternehmen zählt, sind Effizienz und Effektivität. Und genau das kann oculai mit seiner Technologie liefern.

Constantin, wie genau funktioniert eure Technologie?

Constantin Kauffmann: Wir lassen Kameras und kleine Mobilfunkmodule vor Ort oben an den Kränen anbringen. So erhalten wir von der gesamten Baustelle Videostreams aus der Vogelperspektive. Diese Bilder werden dann direkt in unsere Cloud gesendet. In der Cloud applizieren wir verschiedene Computervision-Modelle und sind so in der Lage zu erkennen, welche Arbeit an welcher Stelle der Baustelle aktuell durchgeführt werden.

Wie detailliert sind die Angaben?

Constantin Kauffmann: Wir können bestimmen, in welchem Bauabschnitt und auf welchem Stockwerk Arbeiten durchgeführt werden. Dabei können wir aktuell zwischen 36 verschiedenen Prozessen unterscheiden, wie zum Beispiel Betonage einer Decke. Die Auflösung der Bilder genügt für die KI, lässt aber keine Rückschlüsse auf die Arbeitenden zu, sodass wir keine direkten personenbezogenen Daten erfassen. Wir lassen im Anschluss auch externe Daten wie das Wetter oder Mengeninformationen in die Analyse mit einfließen. So erhalten wir ein komplettes Bild und können die Informationen den Bauunternehmen für ihr Monitoring zur Verfügung stellen.

Dominik, du bist selbst sehr aktiv im Bereich KI und Computervision. Was sind Herausforderungen, die jungen Unternehmen in diesem Bereich begegnen?

Dominik Lohle: Die Herausforderungen für Unternehmen in diesem Bereich sind häufig sehr ähnlich: Gerade am Anfang hat man nur wenige Daten, um die Technologie zu trainieren. Das sind die Momente, in denen Computervision auch zur Handarbeit werden kann. Wenn man, wie im Fall von oculai, Baustellenbereiche und Objekte auf Bildern noch selbst markieren, verschlagworten und Vorgänge manuell erfassen musste. Auch das hat das junge Unternehmen gut gemeistert und konnte schnell Erfolge und Fortschritte feiern.

Und was sind die nächsten Fortschritte, die ihr plant, Constantin?

Constantin Kauffmann: Wir haben durch die Finanzierungsrunde nicht nur Kapital erhalten, sondern aktiv nach loyalen Partnern und einem guten Netzwerk gesucht. Das haben wir gefunden. Nun möchten wir diese neuen Kräfte nutzen und uns vor allem voll auf die Weiterentwicklung des Produkts und des Unternehmens konzentrieren. Und die Lösung weiter am Markt verteilen. Viel Arbeit liegt hinter uns. Viel Arbeit liegt vor uns, aber ich freue mich darauf.

Danke für eure Zeit, Constantin und Dominik!

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